Erste Ausfahrt

Erste Ausfahrt

Silvester. Rausfahren, Segel setzen, an einem sandigen Strand vor Anker gehen, mit allem im Gepäck, was hinter uns liegt. Sanfte Wellen schaukeln uns in tiefen Schlaf. Und dann, nachdem wir uns von unseren Träumen haben fangen lassen in dieser Nacht, den Tag beginnen.

Es ist größer als wir

Es ist größer als wir

Heute haben wir die DREAM CHASER übernommen. Wie sich das anhört. Fast so, als hätten wir sie eingenommen, sie erobert, den Besitz ergriffen. Wir stellten uns allerdings vor, das Boot immerhin einräumen, es einsortieren zu können. Doch es ging kaum voran. Die noch unbekannte Technik bremste uns aus. Neugierige Nachbarn kamen zur Begrüßung und verwickelten uns in zahlreiche Gespräche, die Aktualisierung des Autopiloten dauerte einen halben Tag und brachte unsere Planung durcheinander, die Einkäufe waren Zeit raubender als gedacht. Es ist das Boot, das uns einsortiert. Das Ganze ist größer als wir.

Der Anfang ist gemacht

Der Anfang ist gemacht

Ich bin ganz schön aufgeregt! Klaus und ich sitzen auf einem Hotelbalkon in Lagos und schauen auf den malerischen Yachthafen vor uns. An Steg C liegt die ‚Dream Chaser‘ festgemacht. Das Kopfkino gönnt mir keine ‚Langnese-Pause‘, lässt meine Emotionen Achterbahn fahren und über die möglichen Konsequenzen will und kann ich im Moment gar nicht nachdenken. Wir sind am Nachmittag mit den Bootseigentümern verabredet. ‚Optionen ermöglichen‘, einer unserer Lebensdevisen. ‚Wir schauen uns das Boot einfach mal an und lassen es auf uns wirken.‘ Genau so haben wir das bisher immer gemacht; mit potentiellen Feriendomizilen, besichtigt bei wüstem Herbstwetter; mit unserem Garten, all die Jahre, um die Pflanzung und Plätze zu gestalten. Natürlich hat Klaus über den Katamaran vorab gründlich recherchiert und wir uns informiert. Wir sind solch einen Kat im vergangenen September sogar eine Woche lang gesegelt.

Gedanken beiseite; jetzt wird es ernst; wir sitzen nach einem Rundgang an Deck der ‚Dream Chaser‘, schauen uns kurz in die Augen und uns ist schlagartig klar, diese Option wollen wir ermöglichen, dieses Boot hat uns direkt eingefangen – die ‚Dream Chaser‘ – der ‚Traumfänger‘. Kann es einen schöneren Namen dafür geben?

Beginnen

Beginnen

Wann beginnt eine Odsyssee? Niemand geht los und sagt: Ich verirre mich jetzt. Wenn man sich nicht gerade voller Absicht in ein Labyrinth begibt, wächst die Erkenntnis, dass man dem Ziel nicht näher kommt, erst an einem viel späteren Teil des Weges. Und wenn man sein Ziel nicht kennt, kann man dann überhaupt wissen, ob man sich verirrt hat?

Wir hatten vor einigen Jahren die Vision, irgendwann mehr Zeit auf See zu verbringen. Im warmen Süden. Griechenland, am Ursprung unserer europäischen Kultur. Daraus wurde mit der Zeit das Ziel, die Inselwelt im östlichen Mittelmeer zu erkunden. Und zwar so lange, bis wir irgendwann heimkehren. „Ich segle auf den Spuren des Odysseus“, fing ich an, flapsig zu formulieren. Bis sich Carola einschaltete und sagte: „Wenn Odysseus glaubt, er könne sich wieder davon machen und den Kriegshelden spielen, während Penelope allein zu Hause sitzt und brav auf ihn wartet, dann hat er sich geschnitten. Penelope kommt diesmal mit!“ Das war die Geburtsstunde von Zeit auf See.

Anfang einer Geschichte

Anfang einer Geschichte

‚Und Jetzt?‘, wollen die Leute von uns wissen, wenn wir ihnen begegnen. Was tut ihr jetzt? Sie scheinen davon auszugehen, dass einen das Ende der Erwerbsarbeit in ein Chaos stürze, das nur schwer beherrschbar sei, dass man sich als der, der man immer war, verliere und fortan ohne Orientierung durchs Leben gehe. Als wäre Odysseus gefragt worden ‚Und jetzt?‘, nachdem er das hölzerne Pferd listig ersonnen hatte, nachdem er also seinen Job als Kriegsheld los war.

Odysseus hätte die Frage ‚Und jetzt?‘ nicht verstanden. Er tat, was er immer tat. Er stellte sich den Aufgaben, die ihm das Leben auftrug. Er erkannte seine Herausforderungen und ersann findige Lösungen für alle Probleme entlang des Weges. Ob es den Göttern passte oder nicht. Vor allem Poseidon, den hatte er schon einmal ausgetrickst. Das brachte ihm nicht nur Ärger, sondern reichlich Respekt und Anerkennung. Auch von den Göttern, die am Ende beschlossen, sich seiner Heimkehr nicht länger in den Weg zu stellen. In jedem von uns schlummert ein Odysseus. Jeder von uns kann das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken, das Feuer in sich am Lodern halten. Jeder.
Freilich geht es leichter mit Penelope an der Seite. Ich habe mir vorgenommen, es noch besser zu machen als der antike Held. Ich nehme meine Penelope mit auf den Weg. Sie ist eine wunderbare Frau. Sie trägt mich, sie ist mir Muse, sie steht mir in der Not bei. Und ich ihr. So gut ich kann. Gemeinsam begeben wir uns auf die Spuren des gottgleichen Helden, gemeinsam zeichnen wir seinen Weg nach, widerstehen den Sirenen, besiegen den Zyklopen, lassen und becircen und uns von Calypso gefangen nehmen. Es wird nur eine Nussschale sein, mit der wir durch Poseidons Reich schippern, aber am Ende werden wir heimkehren.

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