Ende einer Reise

Ende einer Reise

Neben der Dream Chaser liegt die Salara.
Ein Zweimaster aus Holz und Stahl, der vom Bug bis zum Heck kaum zehn Meter misst. Klein, aber groß genug, um einen Mann zu beherbergen.
Salara ist der Name eines oberitalienischen Dörfchens.
Warum das ‚a‘ am Wortende?, wollte ich von Peter, dem britischen Eigner wissen.
Well, antwortete er, Schiffe sind schön. Und launisch. Und manchmal beides. Sie können nur weiblich sein.
Peter lebt seit Jahrzehnten auf der Salazara. Er ist mittlerweile über achtzig und hat seine Familie in England seit Jahren nicht gesehen. Seine Frau nicht, seinen Sohn nicht. Nur seinen Neffen, der Fußball spielt, den sieht er ab und zu, wenn ein Spiel dessen Zweitligamannschaft im Fernsehen übertragen wird. Dafür geht er gelegentlich in eine Sportsbar vor Ort.
Wer weiß, wann die Salazara zuletzt ausgelaufen ist. Sie hat stark Rost angesetzt, Die Segel wirken zerschlissen, die Leinen abgeschossen, das Teakdeck muss repariert werden.
You know, verrät er mir an einem Sonntag morgen, als er lautstark seine Ankerkette auf dem Ponton ausbreitet, weil sie dringend gereinigt werden muss, am Sonntag! Wenn ich das Geld hätte, würde ich mich als erstes scheiden lassen. Und dann würde ich mir ein neues Schiff kaufen. 
Zwei Tage darauf fahren wir nach Hause.
Als wir vier Wochen später wieder zurückkehren, bleibt es ruhig auf dem Liegeplatz neben uns. Peter ist gestorben. Man hat ihn auf seinem Boot gefunden. Er saß zusammengesackt am Steuerstand unter Deck.

Gastland

Gastland

Der seemännische Brauch legt fest, dass man zu Ehren des Gastlandes, in dem man sich befindet, dessen Nationalflagge am Mast führt. Damit ist gleichzeitig auch zum Ausdruck gebracht, dass man sich den Gesetzen des Gastlandes unterordnet. Seit gestern weht unsere Portugalflagge unter strammem Wind aus Nord. Es läuft gut für uns bei den Portugiesen. Dank Roy, einem Engländer, der hier seit einigen Jahren lebt, und der für uns die Kontakte zu den lokalen Gewerken organisieren hilft. Ob Segelmacher, Rigger, Mechaniker, Taucher, viele helfende Hände halten die Dream Chaser in Schuss. Es dauert halt alles ein bißchen, denkt der Mitteleuropäer über das lokale Tempo hier. Das ist einfach so. Wir nehmen es zur Kenntnis und freuen uns über unser neues Dinghy samt in Betrieb genommene Engine, den gelieferten Watermaker aus Hamburg, der in den nächsten Wochen von Ralph, einem deutschen Mechaniker, eingebaut wird und die Aussicht auf einen zeitnahen Slot für ein aufgefrischtes Antifouling, wofür die Dream Chaser aus dem Wasser muss.

Erste Hilfe auf See

Erste Hilfe auf See

Sobald man einen Hafen verlassen hat, ist man weitgehend auf sich allein gestellt. Das gilt auch in medizinischer Hinsicht. Eine Segelcrew sollte in der Lage sein, erste Hilfe zu leisten und bei Bedarf alles in die Wege zu leiten, damit eine intensivere medizinische Hilfe von Land baldmöglichst erfolgt.

Wir haben uns deshalb von Sea Doc schulen lassen und haben geübt wie man:

> eine Person erstuntersucht

> leichte von schweren Krankheiten/ Verletzungen unterscheidet

> eine medizinische Erstversorgung durchführt

> die vorhandenen Medikamente richtig anwendet

> Unterstützung von Land bekommt

Man lernt dabei unter anderem:

> Medikamente zu spritzen

> größere Wunden zu versorgen (z.B. durch Nähen)

> Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten

> eine Person, die über Bord gegangen ist zu versorgen

Über allem steht jedoch die Idee, niemals in einen medizinischen Notfall zu geraten. Vorbeugung ist die beste Medizin! Bereits eine verschleppte Erkältung kann eine ernsthafte Folgeerkrankung nach sich ziehen, die auf See kaum behandelt werden kann. Auf einen Segeltörn sollte man nur gehen, wenn man wirklich fit ist.

Erste Ausfahrt

Erste Ausfahrt

Silvester. Rausfahren, Segel setzen, an einem sandigen Strand vor Anker gehen, mit allem im Gepäck, was hinter uns liegt. Sanfte Wellen schaukeln uns in tiefen Schlaf. Und dann, nachdem wir uns von unseren Träumen haben fangen lassen in dieser Nacht, den Tag beginnen.

Es ist größer als wir

Es ist größer als wir

Heute haben wir die DREAM CHASER übernommen. Wie sich das anhört. Fast so, als hätten wir sie eingenommen, sie erobert, den Besitz ergriffen. Wir stellten uns allerdings vor, das Boot immerhin einräumen, es einsortieren zu können. Doch es ging kaum voran. Die noch unbekannte Technik bremste uns aus. Neugierige Nachbarn kamen zur Begrüßung und verwickelten uns in zahlreiche Gespräche, die Aktualisierung des Autopiloten dauerte einen halben Tag und brachte unsere Planung durcheinander, die Einkäufe waren Zeit raubender als gedacht. Es ist das Boot, das uns einsortiert. Das Ganze ist größer als wir.

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