Als Segler lernt man ganz schnell den Naturgewalten Respekt zu zollen und sich ihnen besser anzupassen, als sich ihnen auszuliefern. Die Wetterbedingungen lassen sich in der Regel vorhersagen und man entscheidet selbst, ob, wie und wann man sich diesen aussetzen möchte. Anders fühlt sich die unmittelbare Begegnung mit einem naturgewaltigen Orca an. Faszinierend und in gewisser Weise doch auch furchteinflößend, genau so würde ich es beschreiben. Mit welcher Eleganz so ein Wesen mit seinem tonnenschweren Gewicht durch das Wasser gleiten kann – einzigartig; Aus der Ferne betrachtet, wohlgemerkt. Steuert dieser Meeressäuger allerdings in hoher Geschwindigkeit gezielt auf Dein Boot zu, taucht darunter ab und plötzlich erbebt der Boden unter deinen Füßen, fühlt sich das nicht mehr witzig an. Tonnengewicht gegen Tonnengewicht – wer ist der Stärkere?
Wir haben in diesem Fall den kürzeren gezogen und müssen just unseren Segeltörn aufgrund eines Ruderschadens abbrechen. Trotz allem natürlich Glück im Unglück – wir blieben standhaft an Bord während dieses Zwischenfalls und konnten, noch etwas erschrocken, zumindest den nächsten Hafen ansteuern.
Wir liegen am darauffolgenden Abend in einer malerischen Bucht vor Anker, bevor am nächsten Tag unser Boot aus dem Wasser kommt. Während die Eiswürfel in unseren Gin Tonic Gläsern klirren, schauen wir der Sonne zu, wie sie hinter den Hügeln immer weiter herabsinkt. Es ist viel zu friedlich um uns herum, um morgen nach Hause zu fliegen.
Die Faszination dieser großen Meerestiere bleibt. Sie können uns gerne ein Stück auf unserer Odyssee begleiten – in gebührendem Abstand versteht sich.
Last Updated on 29. Juni 2023 by Carola
Seglerin, Sonnenkind, Berufsoptimistin