Wir segeln weiter nach Süden, suchen einen geeigneten Ort für einen Zwischenstop, bevor es auf die Pontischen Inseln geht, unentdeckte Perlen, sagt man. Von ruhigen Ankerbuchten aus Strände, Buchten und Grotten mit dem Beiboot erkunden. Das ist der Plan.
Wir finden Anzio, ein nach Süden offener Strandabschnitt, an dem reiche Römer im 19. Jahrhundert ihre Villen direkt an den Strand bauten. Dahinter auf einem Hügel ein großer Park, in dessen Mitte eine Villa thront, die ein Kadinal im 17. Jh. hat erbauen lassen. Die Alliierten haben sie als Hauptquartier benutzt, als sie 1944 in Italien anlandeten, um Rom von den Faschisten zu befreien. Was heute so mancher als vorwändige Flokel verwendet, war damals eine klar umrissene Aufgabe.
Die Villa ist heute im Besitz der Familie Borghese, der Park ein nationales Kulturgut.
Was das Städtchen betrifft, kann allerdings weniger von Kulter die Rede sein. Der Tourismus ist lokal, sein Ausprägung einfach bis abstoßend. Die Häuser, der Hafen, die Menschen, überall bröckelt der Putz, auch in den Gesichtern. Alles wirkt ungepflegt. Sie lassen ihren Müll dort fallen, wo er anfällt. Zigaretten, Eisbecher, Spielzeug, Styropor, Flaschen. Und sie leben es ihren Kindern so vor.
Es gibt eine Marina für private Boote. Sie ist kaum zu trennen von der Fischerei, die an der Hafenmole die Nase belästigt und schmutzig in direkter Nachbarschaft zu den Restaurants betrieben wird. Hier, zwischen zwei kleinen Fischerbooten, Styroporresten und Plastikmüll legen wir mit dem Dinghy an, um zum Abendessen zu gehen. Die Mahlzeit schmackhaft, die Menschen, die es eimem hinstellen, eine Katastrophe. Schlechtes Benehmen, von Service kann keine Rede sein.
Als wir drei Stunden später zur Mole zurückkehren ist dort, wo unser Dinghy korrekt mit einem Palstek durch einen Ring gesichert war, eine leere Stelle. Das ölig verschmutze Hafenwasser plätschert leise gegen die Rümpfe der beiden Fischerboote. Wir sehen uns an und können es nicht glauben. Eine leere Stelle im Wasser, die nicht leer sein dürfte. Es will nicht in unsere Köpfe.
Jetzt, zwei Tage später, ist es immer noch kaum zu glauben. Inzwischen steht fest, das Boot wurde von kundiger Hand entwendet und mit laufendem Motor aus dem Hafen gefahren. Die Guardia di Finanza hat sich noch in derselben Nacht mit einem Patrouillenboot und Punktscheinwerfer auf die Suche gemacht. Wir haben auch die Küstenwache eingeschaltet, und für die Carabinieri einen geschriebenen Bericht verfasst. Es hilft nichts. Das Boot ist weg.
Last Updated on 17. September 2025 by KMF
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