…, Jungfrau und Märtyrerin, ist Schutzpatronin von Ventotene. Ihre jährliche Verehrung wird in der Woche vor dem 20. Sep gefeiert.
Die kleine Insel mit pastellfarbenen Häuschen, hübsch anzusehen, zählt zu den Pontinischen. Ihr alter Hafen ruht sichtbar auf römischen Grundmauern. Unser Katamaran ist zu breit für die Hafeneinfahrt. Wir ankern in der Nähe, um mit unserem neuen Paddelboot einen kurzen Weg an Land zu haben.
Römische Kaiser haben hierher ihre Frauen und Schwestern verbannt, wenn sie ihrer überdrüssig waren, oder sie vor einem Mord zurückscheuten. Überhaupt scheint hier ein guter Ort für die Verbannung zu sein. In unmittelbarer Nähe liegt die Insel San Stefano, auf der die Bourbonen einen Gefängniskomplex für die Feinde der Monarchie errichten ließen.
Auf Ventotene leben heute vierhundert Menschen. Der Ort ist vom Aussterben bedroht und wird von offizieller Seite als Wohnsitz beworben. Wenn ich mal richtig meine Ruhe haben will, ziehe ich hierher, denke ich. Hier findet mich niemand. Ende September ist das Dorf jedoch voller Leben. Nach der heiligen Messe versammeln sich die Einwohner und Gäste zu Ehren der Schutzpatronin vor der Kirche, musizieren und lassen feierlich einen bunten Ballon vom Kirchplatz aufsteigen. Wir geraten durch Zufall mitten hinein, stehen mittendrin, als das Tuch sich bläht und aufrichtet. Der verzierte Ballon steigt drehend in den Nachthimmel, man hat unwillkürlich das Bedürfnis, sich etwas wünschen. Allzeit gute Fahrt, günstige Winde, die Unzertrennlichkeit der beiden Traumjäger. So was in der Art.

Wir liegen hier für eine Nacht. Schon am nächsten Morgen soll es weiter gehen, bei frühem Ostwind. Doch wir erwachen vor dem Wecker. Es ist noc h dunkel. Die See spült unangenehm aufgewühlt Welle um Welle gegen das Eiland und drückt uns fast auf den Fels vor der Hafeneinfahrt. Wir starten die Motoren, holen den Anker ein und fahren hinaus auf das unruhige Meer. Äolus vertreibt uns regelrecht, und spielt uns obendrein einen Streich. Bei schönstem Sonnenaufgang schickt er Winde von Südost, mit fünf bis sechs Stärken, die Dreamchaser stampft von Beginn dagegen an. Immer wieder wird das Vorschiff von einer höheren Welle überspült. Nicht daran zu denken, bei diesen Bedingungen die zwei Stufen in den Mast zu steigen, die nötig sind, um das Großsegel anzuschlagen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als unter Motor zu fahren. Sechs Stunden lang geht das so. Der sich Gott der Winde schimpft, kommt mir zunehmend wie ein kleiner Windteufel vor. Was bildet der sich ein?

Last Updated on 24. September 2025 by KMF

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